Hast du dir schonmal Gedanken darüber gemacht, warum du nicht aufhören kannst, in die Chips-Tüte zu greifen? Das ist so gewollt. Die Nahrungsmittelindustrie wendet viel Geld und Zeit dafür auf, um Lebensmittel so zu entwickeln, dass sie in deinem Gehirn ein Leuchtfeuer aus Endorphinen entstehen lassen.
Funktionelle Medizin bedeutet auch smart zu hinterfragen.
Kenne die. Tricks, um anders und bewusst zu entscheiden.
In der funktionellen Medizin denken und arbeiten wir ursachenbasiert. Auf Grundlage des Wissens über alle Organfunktionen, zellulären Vorgänge, Stoffwechselvorgänge und Hormonkreisläufe verfolgen wir das Ziel diese wieder zu normalisieren, Symptome und Erkrankungen umzukehren.
Ernährung ist dabei eine der wichtigsten Bestandteile. Ernährungsumstellungen sind meist ungefähr so beliebt, wie Eisbaden. Doch warum ist das so? Warum fällt das weglassen bestimmter Lebensmittel so schwer? Im Artikel erfährst du die Tricks der Ernährungsmittelindustrie, die dich geradezu süchtig machen.
Einen Überblick zur funktionellen Medizin findest du in diesem Artikel:
Die miesesten Tricks der Ernährungsmittelindustrie oder Warum du die Chips immer aufessen musst.
Inhaltsverzeichnis
Jeder Nahrungsmittelkonzern beschäftigt zahlreiche Experten für Konsistenz & Geschmackserlebnis.
Sicher weißt du genau, welchen Geschmack du am liebsten magst. Doch ist dir auch bewusst, dass das Fühlen und sogar das Hören beim Essen eine genauso große Rolle spielt?
Essen geschieht über alle Sinne und wird im Nervensystem und Gehirn verarbeitet. Daher konzentrieren sich Nahrungsmittelkonzerne darauf Lebensmittel zu entwickeln, die so viele Sinne, wie nur möglich ansprechen.
Sehen - alleine beim Ansehen von Lebensmitteln läuft dir das Wasser im Munde zusammen, weil du dir bereits vorstellst, wie es wohl schmecken wird.
Riechen - bereits bevor du reinbeißen kannst, nimmst du den Geruch wahr. Du betrittst ein Kaffee und riechst die frisch gemahlenen Bohnen und den süßen Kuchen und dein Gehirn befindet sich im Leuchtfeuer-Modus
Schmecken - du beißt rein und deine Geschmacksknospen leiten das alle Informationen über die Zusammensetzung von süß, sauer, salzig und bitter an dein Gehirn weiter.
Fühlen - nebenher fühlst du aber auch die Konsistenz deiner Mahlzeit. Locker und fluffig und saftig, nicht zu hart oder zu weich und möglichst warm oder doch eher eiskalt... All das sind speichert dein Gehirn und checkt es gegen.
Hören - während du isst speichert dein Gehirn auch das Geräusch ab, was beim Kauen entsteht. Isst in deinem Umfeld jemand Chips oder schlürft genüsslich einen Kaffee, bekommst du mit ziemlicher Sicherheit auch Appetit darauf.
Das Zusammenspiel der Sinne ist extrem wichtig für dein Geschmackserleben. Das weiß auch die Nahrungsmittelindustrie und macht es sich zunutze.
Essen erfolgt über alle 5 Sinne. Das macht sich die Nahrungsmittelindustrie zu nutzen.
Let's talk about Stoffwechsel und Glückshormone
Neben dem Geschmackserleben sind zuckerhaltige Lebensmittel von jeher positiv im Gehirn verknüpft. Bereits zu Urzeiten war im Gehirn hinterlegt, das Süße Nahrungsmittel harmlos und sicher sind für den Menschen.
Wissenschaft gab es in der Steinzeit nicht, aber Instinkte und so löste noch heute jedes zuckerhaltige Lebensmittel einen Dopaminausstoß im Gehirn aus.
Dopamin ist das Schlüsselhormon bei Suchterkrankungen. Auch beim Essen von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln wird es ausgeschüttet.
Dopamin ist das Schlüsselhormon, welches auch in der Entwicklung von Suchterkrankungen die Schlüsselrolle spielt. Dopamin hat den Effekt, dass wir uns wohlfühlen, Schmerzen vergessen und ein Belohnungsgefühl einsetzt.
Bereits im Säuglingsalter lernt das Baby den Dopamineffekt kennen und assoziiert das allein das Gefühl mit Sicherheit und Geborgenheit.
Durch die Kombination von Zucker & Fett wird dein Sättigungsgefühl umgangen
In der Kombination mit Fett hat die Dopaminausschüttung einen noch krasseren Effekt. Der Effekt des Dopamins so potenziert, dass dein Sättigungsgefühl nahezu umgangen wird. Sättigung wird entgegen dem natürlichen Instinkt unwichtig, da das Glücksgefühl überwiegt.
Im Tierversuch konnte gezeigt werden, dass das Verlangen nach Dopamin sogar den natürlichen Instinkt zur Nahrungsaufnahme umgeht.
Es gibt eine Studie im Tierversuch mit Mäusen, die diesen Effekt nachweist. Den Tieren wurde eine Elektrode ins Belohnungszentrum implantiert. Sie konnten wählen zwischen zwei Schaltern - einer lieferte Futter und der andere stimulierte die Dopaminfreisetzung. Alle Tiere wählten die Dopaminausschüttung, auch als sie zu verhungern drohten.
Der Crunchfaktor erfüllt deine Sinne
Was dann passiert, bezeichnet man als Konditionierung. Hier werden sensorische [über die Sinne aufgenommene] Reize mit Emotionen verknüpft. Vielleicht erinnerst du dich an Pawlow, der die Konditionierung erstmals beschrieb. Er konditionierte Hunde mit einer Glocke, während der Nahrungsaufnahme. Sobald er die Glocke läutete, kam es bei den Hunden zum Speichelfluss.
Dieser Mechanismus funktioniert auch über Emotionen und Erwartungen und damit für Sehnsüchte nach einem bestimmten Gefühl. Da die Wirkung von Dopamin ein Wohlgefühl in uns auslöst, welches meist mit Sicherheit, Geborgenheit und Leichtigkeit einhergeht. Dieses wiederum beruhigt deinen Überlebensinstinkt, - das Bestreben das Überleben zu sichern. Sicherheit. - und damit fühlst dich auch sicher und geborgen. *Puh* ganz schön viel Info ...
Dein Gehirn speichert: Crunch & Chips macht mich glücklich
So funktioniert Konditionierung auf zucker- und fetthaltige Lebensmittel:
Du isst Zucker- und fetthaltige Lebensmittel, wie zB ein Stück Torte, Sahne Pudding oder viellicht Eiscreme mit Sahne. (Vielleicht merkst du schon, dass sie deutlich positiv assoziiert sind? Bei mir ist das tatsächlich so, obwohl es mir noch nicht mal schmeckt.)
Dein Gehirn schüttet Dopamin aus. Durch das Andocken an Rezeptoren im Gehirn wird das Belohnungszentrum aktiviert.
Du fühlst dich sofort entspannter und zufriedener. Dieses Gefühl assoziierst du mit Sicherheit & Geborgenheit.
Bereits in jungen Jahren werden Kleinkinder so konditioniert:
innere Unruhe - das Kind weint
erhält Essen - gerade Kinder sind sehr verbunden mit ihrem Instinkt und wenig rational
Verbindung von Essen mit Beruhigung - diese Verbindung wird gespeichert für dein Leben
Beim Erwachsenwerden wirst du rationaler doch die instinktive Verknüpfung bleibt: Du hast gelernt, dass Essen dich beruhigt
Den stärksten Effekt erfährst du bei zucker- und fetthaltigen Speisen, daher willst du immer mehr davon.
Durch das Ansprechen aller Sinne durch Lebensmittel werden so nachhaltige Verknüpfungen erzeugt. Eintolles Beispiel sind deine Lieblingslingskekse zu Weihnachten. Verbindest du diese auch mit deiner Oma und Vorfreude auf Weihnachten im Kreis deiner Familie?
Auf Kosten deiner Gesundheit werden von der Lebensmittelindustrie bewusst diese Tricks eingesetzt
Der Nahrungsmittelindustrie ist verwendet dieses Wissen gezielt, um dich zum Fan ihrer Kreationen zu machen. Dabei zählt nur der Gewinn und nicht deine Gesundheit.
Nun da dir diese Zusammenhänge bewusst sind, verstehst du vielleicht, warum Ernährungsumstellungen so anstrengend und unbequem sind. Hier geht es einmal weniger um Disziplin als um Geduld mit dir selbst und deinem Körper, der gerade eine echte Entwöhnung durchläuft.
Ernährungsumstellungen sind immer auch Entwöhnungen
Entwöhnungen oder auch ein Entzug werden dein gesamtes Nervensystem in Alarmbereitschaft versetzen. Je nachdem, wie stark auch die körperliche Imbalance bereits ist, können die ersten Tage und Wochen wirklich intensiv sein.
Eine Entwöhnung läuft neben der Ebene unseres Nervensystems auf 2 weiteren körperlichen Ebenen ab:
1. Nervensystem
Durch das Ausbleiben von einer Dopaminausschüttung können Unruhezustände entstehen. Besonders in stressigen und belastenden Situationen, wie damals in deiner Baby & Kleinkindzeit, wird das Verlangen nach hochkalorischen Speisen extrem groß und kaum aushaltbar.
2. Stoffwechsel
Zusätzlich können echte körperliche Symptome auftreten durch einen entgleisten Stoffwechsel und durch stoffwechselunfreundliche Ernährungsgewohnheiten.
3. Hormonhaushalt
Dein Hormonhaushalt kann durch jahrelange ungesunde Ernährung, fehlende Bewegung und chronischen Stress aus dem Gleichgewicht geraten. Hormonelle Imbalance äußern sich mittel-und langfristig über zusätzliche meist unspezifische Symptome.
Es braucht zusammengefasst eine ganzheitliche Begleitung und nach meiner Erfahrung bleibt es dann nicht bei einer isolierten Ernährungsumstellung für ein ganzheitlich gesundes Leben.
Fazit
Eine nachhaltige Umstellung deiner Ernährung braucht mehr als Disziplin. Durch das komplexe System unseres Körpers und unserer Psyche hängt alles zusammen: Dein Stoffwechsel und Hormonhaushalt, deine Psyche und deine Gewohnheiten spielen zusammen und machen eine nachhaltige und andauernde Umstellung deiner Lebensgewohnheiten zu einem langfristigen Unterfangen.
Es bedeutet dranbleiben. Es bedeutet zu hinterfragen, wenn innere Widerstände auftauchen. Es bedeutet immer wieder über dich hinaus zu wachsen.
Im real-life ist nichts isoliert, es hängt alles zusammen. Eine einfache Lösung ist Illusion. Umso wichtiger ist mir immer wieder, dass du beginnst zu verstehen, wo deine Hürden wirklich sind.
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